Im Jahr 2002 hatte die Sektion AAWS die Trägerschaft für das Frankfurter Beratungsprojekt HIV Contact übernommen. Nach sechs Jahren erfolgreicher Projektarbeit ist dieses Pilotprojekt im Oktober 2008 in das Kompetenznetz HIV/AIDS übergegangen. Frau Annette Piecha wird nun unter neuer Trägerschaft ihr großes Engagement in der niedrigschwelligen Beratung von Menschen mit HIV fortsetzen.
Die Sektion AAWS möchte sich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für ihre engagierte Arbeit bedanken, der sie sich seit dem Januar 2000 widmet. Wir freuen uns auf die weitere Kooperation!
„Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen, wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht“ – dieses Goethe-Zitat ist Leitsatz des Frankfurter Beratungsprojektes „HIV-Contact“.
„HIV-Contact“ versteht sich als Ergänzung in einem Netzwerk von Schwerpunktpraxen, Selbsthilfeorganisationen, Vereinen und der Pharmaindustrie im Rhein-Main-Gebiet. Es bietet psychosoziale Beratung, Betroffenenselbsthilfe und Zugang zu medizinischem Wissen. Denn sich selbst Informationen zu beschaffen kostet die Betroffenen viel Zeit, Energie und Eigenmotivation. Eine Belastung, die Annette Piecha verringern kann.
Das Besondere an HIV-Contact: Informationen werden „von Betroffenen an Betroffene“ vermittelt. Annette Piecha, selbst seit vielen Jahren HIV-positiv und seit elf Jahren im HIV-Bereich aktiv, kann ihre eigenen Erfahrungen als HIV-positive Frau und als Patientin in die Beratungsgespräche einfließen lassen. Da eigene Betroffenheit nicht automatisch zu Fachkenntnis und Beratungskompetenz führt, sind ihr regelmäßige Fortbildungen und vielfältiges Engagement im Selbsthilfebereich sehr wichtig.
Das ursprünglich mit einer Apotheke gestartete Projekt ist niedrigschwellig angelegt: Die Kontakte entstehen meist telefonisch und über die Vermittlung von Arztpraxen oder Beratungsstellen. Beraten wird ganz nach Wunsch an unterschiedlichen Orten – persönlich, telefonisch oder per E-Mail.
Aus vielen Gesprächen weiß Annette Piecha: Nur wenn PatientInnen klar ist, worauf sie sich bei einer HIV-Therapie einlassen und wie sie die Therapie in ihr Leben integrieren können, werden sie die Behandlung durchhalten – auch wenn sich manchmal eine gewisse „Tablettenmüdigkeit“ oder der Wunsch nach einer Therapiepause einstellt. Sie will die PatientInnen ermutigen, selbst Verantwortung für die Therapie zu übernehmen, damit unnötige Therapiewechsel, -abbrüche oder -versagen vermieden werden. Daher ist es ihr wichtig, das Verhältnis zwischen Arzt bzw. Ärztin und PatientInnen zu festigen. Während Therapieempfehlungen der Medizin überlassen bleiben, gibt die Beratung viel Raum für Fragen auch zu Sexualität, Partnerschaft, Kinderwunsch oder Schwangerschaft, Hämophilie oder Ko-Infektionen mit Hepatitiden. Bei Bedarf werden Kontakte zu Fachleuten oder spezialisierte Einrichtungen vermittelt.
Frauen brauchen die Unterstützung der Beraterin besonders oft, da Isolation, Angst vor Diskriminierungen oder psychosoziale und sozioökonomische Belastungen ihnen häufig den Zugang zu Beratungsmöglichkeiten erschweren.
Weitere Infos und Kontakt: AnnettePiecha@aol.com